Sonntag, 21. Juni 2015

Midlifecrisis 2


Jede Entscheidung, die man trifft, zieht auch Konsequenzen nach sich, jeder Weg, der sich gabelt, erfordert eine Entscheidung. Welche ist die Richtige? Welche ist die beste? Diese Fragen sind oft nicht zu beantworten, denn die Dinge, die sich aus solchen Entscheidungen entwickeln, treten meist erst später zu Tage. Oft erst viele Jahre später. Aber das ist auch das Gute daran, denn seine Entscheidungen kann und darf man durchaus auch ändern. Allerdings, die häufigste Frage, die sich dann stellt, ist meist, will ich etwas ändern?

Wenn man jung ist, hat man Träume, Wünsche und Erwartungen. Manches erfüllt sich, manches bleibt für immer ausgeträumt und manches bleibt eine ewige Sehnsucht, die still im Herzen wohnt, zurückgezogen, aber nie ganz verstummt. Das Leben treibt einen weiter in seinem Fluss. Manchmal erreicht man Ufer, an denen man nur kurz verweilt, um sich dann weiter treiben zu lassen. Viele erreichen irgendwann eine Insel, auf der sie sesshaft werden. Manche ein ganzes Leben. Manche treibt es irgendwann weiter, weil die Seele keine Ruhe findet im sicheren Hafen.

Ist man in der Mitte des Lebens angekommen, lässt man vielleicht seine Entscheidungen noch einmal Revue passieren. Was habe ich alles erreicht? Was möchte ich noch erreichen? Kommt noch etwas, oder war es das bereits? Man ist anders geworden. Hat vieles gelernt, erfahren und gesehen,  hat vielleicht öfter die Richtung gewechselt und viele Horizonte entdeckt. Oder man ist glücklich dort angekommen wo man hin wollte und genießt die ruhende Insel, auf der man sich wohl fühlt.

Mein Leben unterscheidet sich nicht sehr von dem der anderen und doch, ist es mein Leben und nicht das der anderen. Ich treffe die Entscheidungen und ich wähle die Kreuzungen aus, die ich gehen möchte und ich trage auch dafür die Konsequenzen. „ Man kann aus einer Ente keinen Schwan machen“ sagte einmal ein kluger Mensch. Das ist richtig, aber es ist wohl auch richtig, dass man kein Schwan sein muss um wirklich glücklich, erfolgreich und zufrieden zu sein. Und hier liegt wohl auch der Punkt, denn, auch wenn mein Leben als „Ente“ gar nicht mal so schlecht ist, fehlt mir etwas, das ich wahrscheinlich auch als der prächtigste „Schwan“ nicht hätte, nämlich Mut und Vertrauen zu mir selbst. So also ist es egal ob Ente oder Schwan. Wenn das Vertrauen fehlt, fehlt das Fundament um Zufrieden zu sein. Und so wie ein Haus den Stürmen und Wettern nur trotzen kann, wenn es auf einem festen und starken Fundament gebaut ist, so kann es auch der Mensch nur, wenn er in seinem Inneren Vertrauen zu sich selbst hat. Ist dies nicht der Fall, wird man immer wieder ins Wanken geraten. Rastlos, ruhelos, ständig auf der Suche nach etwas von dem ich nicht weiß, was es eigentlich ist. Es ist das Vertrauen zu und in mich selbst, das ich auf meinem Weg wohl irgendwo verlor und jetzt verzweifelt versuche, es wieder zu finden. Ich bin ins Wanken geraten.

Blicke ich zurück, muss ich lächeln. Hätte mir vor gut sechs Jahren jemand gesagt, dass ich mein Leben allein mit zwei Kindern verbringe und einen Beruf habe, bei dem ich Gruppen anleite und ihnen Wissen vermittle, dann hätte ich diesen Menschen für völlig verrückt erklärt. Und doch ist es heute so. Im Grunde ist der Wunsch meiner frühesten Kindheit – den Traum, den wohl viele kleine Mädchen träumen, nämlich einmal Schauspielerin zu werden- genauso in Erfüllung gegangen. Denn ich spiele eine Rolle, jeden Tag. Aber die spiele ich schon so lange, dass ich vergessen habe, wer ich wirklich bin. So also beginnt die Reise zu mir selbst und es bleibt spannend….. J

 

                                                                                                                              Fortsetzung folgt J

Samstag, 20. Juni 2015

Midlifecrisis


Schreiben ist eine große Leidenschaft von mir, auch wenn ich es nicht besonders gut beherrsche, wie ich glaube, aber manchmal hilft es einfach das Chaos im Inneren – in meinem Inneren Gefühlseintopf – etwas zu entspannen. Das klappt leider nicht immer und da ich bestrebt bin alles gut oder wenn möglich sehr gut zu machen, scheitere ich natürlich meist kläglich an meinen eigenen Anforderungen an mich selbst. So auch jetzt, da die Augenblickliche Situation so aussieht, dass ich – wo ich vorhin schon den Vergleich mit dem Eintopf hatte- wohl mehr ein Dampfdrucktopf bin zu Zeit, der zu explodieren droht. Zumindest ist dies die Empfindung meiner Selbst. Irgendetwas scheint so überzukochen, dass ich den Druck nicht mehr ausgleichen kann und das ist wahrlich kein besonders angenehmes Gefühl. Ich glaube mich hat die Midlifecrisis voll erwischt. Mist! Eigentlich hatte ich gehofft ein Mädchen vom Lande mit einem einfachen Leben, so wie bei mir,  würde so etwas nie treffen, aber da scheine ich auf dem Holzweg zu sein, denn ich stecke mitten drin. Nochmal Mist! Was tun sprach Zeus…...tja und guter Rat scheint teuer, denn so richtig abstellen kann man den ganzen Quatsch ja nicht. Ich hatte es bisher mit Ignorieren versucht, aber das klappte auch nur bedingt.

Tja, also warum nicht einfach drüber schreiben? Nun, ich bin 45 Jahr alt – also genau im besten „Klischee Alter“ für die Midlifecrisis – habe zwei Kinder und bin geschieden. Die Trennung von meinem Mann ist bereits sechseinhalb Jahre her, da war ich also etwas früher dran, als die allgemeine „Midlifecrisis“ Statistik es „angibt“. Die beiden Kinder gleichen dieses aber wieder aus, da ich in diesem Fall völlig in der Statistik liege, wonach eine deutsche Frau im Schnitt ca. 1.36 Kinder hat, wobei ich mich noch immer Frage, wie wohl das Komma36igste Kind aussehen mag. In jedem Fall sind meine beiden grade im besten Teenager-Pubertäts-Dilemma, was mich des Öfteren zu dem verzweifelten Wunsch verleitet mich einfach aus dem Staub zu machen und  mich nie wieder umzudrehen  auf der Flucht zum entlegensten Platz der Erde – wo auch immer der sein mag – damit ich mir dort ein Erdloch graben kann und als schweigende Eremitin den Rest meines Lebens  in Frieden und Harmonie mit der Natur verbringe. Allerdings auch in dieser Hinsicht dürfte ich nicht die Einzige Frau sein, die diesen geheimen Wunsch hegt, ergo sind bei meinem Glück wahrscheinlich schon gar keine freien Erdlöcher mehr zu finden! Shit Happens….nicht wahr? Ja, die armen Teenager haben es schon schwer mit den Eltern, aber ich versuche es ihnen so leicht wie möglich zu machen – wobei die Option mit dem Erdloch immer noch besteht.

Aber zurück zum eigentlich Thema. An einem Punkt angekommen zu sein, an dem man sich völlig Orientierungslos fühlt, macht eben so wenig Spaß wie das Pubertieren und manchmal frage ich mich ernsthaft, ob man vielleicht irgendwann wieder von vorn anfängt mit der Pubertät? Denn genau wie bei meinen Kindern scheint es auch bei mir manchmal Kurzschlüsse in den Synapsen zu geben was zur Folge hat, dass völlig absurde Gedankengänge in tosenden Sturmfluten jede Vernunft und klare Struktur ertränken. Plötzlich stelle ich alles in Frage, was mir bisher ganz normal und völlig zufriedenstellend erschien. Vielleicht ist es auch die lange Zeit des allein seins, die mich in eine Art exzentrische Verschrobenheit zwingt. Um ehrlich zu sein, richtet man sich natürlich sein Leben anders ein, wenn man lange ohne Partner lebt und ich genieße die Freiheiten, die ich habe, sehr. Ich bin nicht Einsam, nur manchmal allein. Bisher habe ich alles gut gemeistert möchte ich behaupten, wobei auch da, bin ich nicht allein, millionen anderer alleinerziehender Mütter schaffen das auch. Eigentlich möchte ich Zufrieden sein mit allem, denn ich bin ein Glückskind.

Und doch, es ist ein Schmerz in meinem Inneren, der nicht beschrieben werden kann. Als hätte man mir etwas amputiert und der Phantomschmerz ist fast unerträglich. Es scheint, es fehlt etwas um vollständig zu sein. Anfangs dachte ich, es ist Liebe die mir fehlt. Dieses unendlich starke Gefühl, wenn du einen Menschen liebst mit jeder Faser deines Körpers, dass es weh tut und du denkst du müsstest im Inneren verbrennen, weil diese Feuer alles um dich verzehrt, ob du es willst oder nicht. Aber es ist ein schönes brennen, eines das dich beflügelt, dir eine Kraft verleiht, die du nie vorher gekannt hast, eine mit der du alles überwindest ganz egal welches Hindernis dir sich in den Weg stellt. Ja, dieses Gefühl vermisse ich manchmal und würde es gerne einmal wieder spüren, aber es ist nicht nur das allein……….

 

                                                                                                                                          Fortsetzung folgt