Samstag, 20. Juni 2015

Midlifecrisis


Schreiben ist eine große Leidenschaft von mir, auch wenn ich es nicht besonders gut beherrsche, wie ich glaube, aber manchmal hilft es einfach das Chaos im Inneren – in meinem Inneren Gefühlseintopf – etwas zu entspannen. Das klappt leider nicht immer und da ich bestrebt bin alles gut oder wenn möglich sehr gut zu machen, scheitere ich natürlich meist kläglich an meinen eigenen Anforderungen an mich selbst. So auch jetzt, da die Augenblickliche Situation so aussieht, dass ich – wo ich vorhin schon den Vergleich mit dem Eintopf hatte- wohl mehr ein Dampfdrucktopf bin zu Zeit, der zu explodieren droht. Zumindest ist dies die Empfindung meiner Selbst. Irgendetwas scheint so überzukochen, dass ich den Druck nicht mehr ausgleichen kann und das ist wahrlich kein besonders angenehmes Gefühl. Ich glaube mich hat die Midlifecrisis voll erwischt. Mist! Eigentlich hatte ich gehofft ein Mädchen vom Lande mit einem einfachen Leben, so wie bei mir,  würde so etwas nie treffen, aber da scheine ich auf dem Holzweg zu sein, denn ich stecke mitten drin. Nochmal Mist! Was tun sprach Zeus…...tja und guter Rat scheint teuer, denn so richtig abstellen kann man den ganzen Quatsch ja nicht. Ich hatte es bisher mit Ignorieren versucht, aber das klappte auch nur bedingt.

Tja, also warum nicht einfach drüber schreiben? Nun, ich bin 45 Jahr alt – also genau im besten „Klischee Alter“ für die Midlifecrisis – habe zwei Kinder und bin geschieden. Die Trennung von meinem Mann ist bereits sechseinhalb Jahre her, da war ich also etwas früher dran, als die allgemeine „Midlifecrisis“ Statistik es „angibt“. Die beiden Kinder gleichen dieses aber wieder aus, da ich in diesem Fall völlig in der Statistik liege, wonach eine deutsche Frau im Schnitt ca. 1.36 Kinder hat, wobei ich mich noch immer Frage, wie wohl das Komma36igste Kind aussehen mag. In jedem Fall sind meine beiden grade im besten Teenager-Pubertäts-Dilemma, was mich des Öfteren zu dem verzweifelten Wunsch verleitet mich einfach aus dem Staub zu machen und  mich nie wieder umzudrehen  auf der Flucht zum entlegensten Platz der Erde – wo auch immer der sein mag – damit ich mir dort ein Erdloch graben kann und als schweigende Eremitin den Rest meines Lebens  in Frieden und Harmonie mit der Natur verbringe. Allerdings auch in dieser Hinsicht dürfte ich nicht die Einzige Frau sein, die diesen geheimen Wunsch hegt, ergo sind bei meinem Glück wahrscheinlich schon gar keine freien Erdlöcher mehr zu finden! Shit Happens….nicht wahr? Ja, die armen Teenager haben es schon schwer mit den Eltern, aber ich versuche es ihnen so leicht wie möglich zu machen – wobei die Option mit dem Erdloch immer noch besteht.

Aber zurück zum eigentlich Thema. An einem Punkt angekommen zu sein, an dem man sich völlig Orientierungslos fühlt, macht eben so wenig Spaß wie das Pubertieren und manchmal frage ich mich ernsthaft, ob man vielleicht irgendwann wieder von vorn anfängt mit der Pubertät? Denn genau wie bei meinen Kindern scheint es auch bei mir manchmal Kurzschlüsse in den Synapsen zu geben was zur Folge hat, dass völlig absurde Gedankengänge in tosenden Sturmfluten jede Vernunft und klare Struktur ertränken. Plötzlich stelle ich alles in Frage, was mir bisher ganz normal und völlig zufriedenstellend erschien. Vielleicht ist es auch die lange Zeit des allein seins, die mich in eine Art exzentrische Verschrobenheit zwingt. Um ehrlich zu sein, richtet man sich natürlich sein Leben anders ein, wenn man lange ohne Partner lebt und ich genieße die Freiheiten, die ich habe, sehr. Ich bin nicht Einsam, nur manchmal allein. Bisher habe ich alles gut gemeistert möchte ich behaupten, wobei auch da, bin ich nicht allein, millionen anderer alleinerziehender Mütter schaffen das auch. Eigentlich möchte ich Zufrieden sein mit allem, denn ich bin ein Glückskind.

Und doch, es ist ein Schmerz in meinem Inneren, der nicht beschrieben werden kann. Als hätte man mir etwas amputiert und der Phantomschmerz ist fast unerträglich. Es scheint, es fehlt etwas um vollständig zu sein. Anfangs dachte ich, es ist Liebe die mir fehlt. Dieses unendlich starke Gefühl, wenn du einen Menschen liebst mit jeder Faser deines Körpers, dass es weh tut und du denkst du müsstest im Inneren verbrennen, weil diese Feuer alles um dich verzehrt, ob du es willst oder nicht. Aber es ist ein schönes brennen, eines das dich beflügelt, dir eine Kraft verleiht, die du nie vorher gekannt hast, eine mit der du alles überwindest ganz egal welches Hindernis dir sich in den Weg stellt. Ja, dieses Gefühl vermisse ich manchmal und würde es gerne einmal wieder spüren, aber es ist nicht nur das allein……….

 

                                                                                                                                          Fortsetzung folgt

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