Montag, 10. März 2014

Entspannung to Go

Jeder von uns kennt ihn, den Stress.
 
Im Beruf wird immer mehr erwartet. Wir sind ständig und überall erreichbar. Die Dauerberieselung durch die Medien ist fast überall präsent.
Höher, Weiter, Erfolgreicher lautet die Devise. Konkurrenzfähig bleiben im „ Wettkampf“ des Lebens. Nur wer immer und überall auf dem neuesten Stand ist, scheint eine Chance auf ein „optimales“ Dasein zu haben. Zumindest wird uns das immer und immer wieder suggeriert. Ohne das neueste Handy, Tablet oder Laptop, steht man – gefühlt – schon fast am Rande der Gesellschaft, man schwimmt nicht mehr mit, mit dem großen Einheitsbrei der breiten Masse.
 
Selbst beim Entspannen, darf es schon mal schneller gehen, denn schließlich….wir haben ja keine Zeit!!!
Wellness ist das neue Zauberwort.
Und wer jetzt an Urlaub oder süßes Nichtstun denkt, der hat weit gefehlt. Wellness – Entspannung to Go – mal drei, vier Tage aus dem Alltag raus und völlig erholt wieder an die Arbeit gehen danach. So zumindest die Vorstellung von vielen. Also Koffer packen und los geht’s. Gleich am ersten Tag muss natürlich alles optimal ausgenutzt werden, deshalb schon möglichst früh los, was eine exakte Planung und Organisation im Vorfeld erforderte, aber egal, es geht ja schließlich zum Erholen. Die Fahrt zum Wellnesshotel samt Stau und vollen Autobahnen ist ebenfalls kein Problem in Anbetracht der wohl verdienten Auszeit. Nach der Ankunft im durchgestylten Hotel und der freundlichen Erklärungen des überaus zuvorkommenden Personals, weiß man nun auch genau, wann, wie, wo das Essen und der Nachmittagskaffee samt Kuchenbuffet gereicht wird, wo sich das Fitnessstudio befindet, wo der Wellnessbereich samt Schwimmbad, Sauna und Ruhe Area ist und welche Programme zur Entspannung angeboten werden um eventuelle Lücken von freier Zeit zu füllen.
So bezieht man jetzt gut Informiert und Vorbereitet, das Zimmer, packt noch schnell aus, bevor die Zeit schon drängt, denn der erste Termin ruft bereits. Während der Gesichts-Relax-Massage, die, wie vorher mit der Kosmetikerin besprochen, schon zehn Minuten früher enden muss, um anschließend gleich noch rechtzeitig zum Autogenen Training zu kommen, wird gleich noch „entspannt“ geplant, wie man den Abend gestaltet.
Bei der Entspannung nach Jacobson, fällt der Blick immer mal wieder auf die Uhr am Handgelenk, denn die Aqua-Gymnastik beginnt gleich im Anschluss.
Bei Kaffee und Kuchen kann man sich dann ein wenig ausruhen, nach den vielen Entspannungsterminen. Bis zum Abendessen folgt noch eine Runde schwimmen um die Kuchenkalorien nicht auf die Hüften springen zu lassen und dann schnell umziehen das Vier-Gänge -Menü wartet. Natürlich sieht das Essen toll aus, aber man wählt dann doch nur einen kleinen Salat, denn vor lauter Entspannung auch noch zunehmen, das darf auf keinen Fall passieren. Nachdem der minutiös durchgeplante Entspannungstag  zu Ende geht, fällt zwar das einschlafen schwer, aber das liegt sicherlich daran, dass eine fremde Umgebung eine gewisse Eingewöhnungsphase erfordert. Kein Grund zur Sorge. Außerdem fällt ja auch zuhause das Einschlafen manchmal nicht so leicht.
Tags darauf beginnt der fleißige Wellnesser, den Morgen mit einer großen Nordic-Walking Runde oder auf dem Laufband in der Fitness Abteilung, schließlich möchte das opulente Frühstück auch verdient sein und danach Sauna, Massagen usw. usw..
Ach, hätte man doch zuhause auch die Zeit um sich so wunderbar zu „Entspannen“!
 
Wieder daheim angekommen, muss man sich erst mal ein wenig erholen von der vielen Entspannung, wer konnte denn ahnen, dass das so stressig werden würde? Aber das war ja alles nur positiver Stress oder???
 
Entspannung könnte tatsächlich so schön sein und vor allem gesund. Aber eine dauerhafte Entspannung, die gibt es nicht „to Go“, das erfordert Lernen, Übung und Training. Es bedeutet sich
Zeit zu nehmen. Es bedeutet einmal nichts zu tun und es bedeutet auch, dass man sich mit sich selber beschäftigt, das eigenen Leben betrachtet und still wird.
 
Ent – spannen, bedeutet, Spannung und Druck rausnehmen. Vielleicht sollten wir uns öfter fragen: „ Muss tatsächlich alles perfekt sein? Muss ich wirklich jedem Trend folgen?“
 
Was tut mir gut?

Keine Zeit zum Entspannen - Was stimmt wohl an diesen Worten nicht?

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